Die Geschichte des Hahnemannhauses zu Torgau und des IHZT

Wir befinden uns in einer verlassenen, mit Kopfsteinen gepflasterten Gasse. Beiderseits stehen die im gotischen Baustil errichteten Häuser unmittelbar nebeneinander.

Die meisten sind recht betagte, zweistöckige Giebeldachhäuser. Ihre Fenster sind geschlossen. Der Geruch von Rauch, Kuh-, Schweine-, Pferde- und Hühnermist umweht uns mal stärker und mal schwächer, wo auch immer wir uns hier befinden.

Der Rauch aus den Kaminen verlieh den Häusern ein Aussehen, das jeden melancholisch werden lässt, der nicht durch einen längeren Aufenthalt bereits daran gewöhnt ist. Die Straßen sind leer, obwohl wir nahe am Stadtzentrum sind.

Nur ab und zu begegnen wir jemandem. Die Leute grüßen freundlich, während sie an uns vorbei und ihrem Ziel entgegeneilen. Es ist kalt und wir haben Winter. Und dieses triste Bild begleitet uns nun schon, seit wir hier angekommen sind.

Wir sind in Torgau, etwa 50 km nordöstlich der nächsten großen Stadt, Leipzig, gelegen. Es ist Dezember und nur noch knapp eine Woche bis Neujahr. Wir schreiben das Jahr 1804.

Obwohl die Stadt recht groß und weitflächig angelegt ist, leben hier keine 6000 Einwohner. Die Stadt ist fast gänzlich vom Wasser der Elbe eingeschlossen. Plötzlich unterbrechen das Schlagen von Pferdehufen auf dem Straßenpflaster und das Klappern von Kutschen und Karren die Stille. Eine kleine Prozession kam die Gasse herauf und hielt vor einem der größeren Häuser an. Obwohl dieses in der Altstadt erbaut war, war es immer noch eines der ältesten Gebäude in der Umgebung. Die Lage scheint perfekt zu sein: Es sind nur wenige Schritte zu Kirche, Schloss und Rathaus. Die Geschichte des Anwesens reicht bis ins Jahr 1447 zurück und es ist als „Kurfürstliches Freihaus“ bekannt. Dokumente belegen, dass es hier schon vor dem katastrophalen Stadtbrand 1442 ein Haus gegeben haben muss. Man kann sich also gut vorstellen, dass dieses Anwesen schon im Jahre 1804 sehr alt und historisch gewesen ist. Das Gebäude erlebte mehrere architektonische und strukturelle Umbauten, vor allem zu Ende des 16. und nochmals in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Grundstück belegt etwa 800 m². Links vom Haupthaus befindet sich Zufahrt und Eingangspforte zum Hof mit einer Breite von 2,80 m.

Zufahrt und Hof bedecken eine Fläche von 246 m². Die Ställe verfügen über 80 m² und der Gemüsegarten 270 m². Obstbäume und Weinranken sind ebenfalls vorhanden. Zwei der Nebengebäude sind Massivbauten, die anderen bestehen aus Fachwerk. Im Erdgeschoss sind die Fenster auf der Zufahrtsseite und zum Hof hin vergittert, nicht aber an der Straße. Eine Tür zum Haus und ein Kellerzugang waren an der Hofseite vorhanden. Über den Hauseingang wurde die Haushalle erreicht, das sogenannte Vorhaus. Hier lag auch die mit Brettern verschlagene Küche mit Herd mit eiserner Platte, darunter ein Backofen, auf dem Herd ein Bratofen. Ein Speisegewölbe mit eiserner Tür war vom Vorhaus aus zu erreichen. Die 34 m² große Wohnstube hatte drei Fenster und einen schwarzen, großen Kachelofen, der vom Vorhaus aus beheizt wurde. Neben der Wohnstube befand sich eine Kammer. Im Erdgeschoss spielte sich der größte Teil des Alltagslebens ab. Eine schwer beschädigte und fast unbrauchbare Wendeltreppe aus dem 16. Jahrhundert führt in den 1. Stock direkt zum Vorsaal mit seinen zwei Fenstern und einem großen Kamin. Zur Straße hin gibt es noch zwei kleine Stuben mit benachbarter Kammer, zum Hof hin eine weitere Stube mit zwei Fenstern und einem Ofen. Hinter dem Wendelstein befinden sich zwei Abtritte. Im Dachgeschoss sind zwei ca. 14 m² große, mit Brettern verschlagene Kammern. Die Böden waren teilweise mit Brettern belegt, zum Teil aber in Lehmestrich ausgeführt. Ein weiteres Dachgeschoss war unbenutzbar: Es gab keinen festen Fußboden. Die Nutzfläche des Hauses betrug 250 m². Gehen wir aber wieder hinunter auf die Straße und schauen einmal, was sich vor dem Haus so tut, wo die Kutschen und Karren angekommen waren.

Neben ein paar Helfern sehen wir einen 50-jährigen, aristokratischen Herrn. Neben ihm seine Frau, 41 Jahre, und neun Kinder zwischen 5 und 21 Jahren. Das Familienoberhaupt heißt Dr. Samuel Hahnemann, der neue Besitzer des Hauses. Drei Räume und vier Kammern wird er für seine Familie nutzen; eine Stube und eine Kammer (zusammen 60 m²) werden zu seiner Arztpraxis gehören. Die Wohnräume seiner Familie genügen einem Leben in beengten Verhältnissen. Dieser Zustand wird bis zum 24. – 26. August 1811 anhalten. Dann wird Dr. Hahnemann mit seiner Familie Torgau wieder verlassen. Hauptgrund wird ein sich immer mehr annähernder Krieg sein. 1811 wird Torgau zu einer Festung ausgebaut. Das Stadtbild wird sich völlig durch den Bau neuer Festungswälle verändern.

Stadtmauern und -tore werden abgerissen, auch viele Häuser und zwei Kirchen. Nun können sich Feinde nicht mehr ungesehen der Stadt nähern. Die Festung umschließt die Stadt mit mehreren Festungswällen, Verschanzungen, Mauern und Kasernen. Dr. Hahnemann weiß, dass er nicht mehr für die Sicherheit seiner Familie bürgen kann. Und damit hat er so recht: 1813 treffen die Stadt Torgau Belagerung, Beschuss, Bombardierung und Epidemien. Etwa 30.000 französische Soldaten und 1122 friedliche Einwohner verlieren ihr Leben. Die Jahre, die Dr. Samuel Hahnemann von 1804 bis 1811 in Torgau verbringt, werden in die Medizingeschichte eingehen. Ganz genau hier hat er ein neues System zur Behandlung Kranker entwickelt. Seine Methode unterschied sich wesentlich von der gängigen Heilkunde seiner Zeit. Sie widersprach ihr sogar in wesentlichen Punkten. In diesem Haus bildete er den Begriff ‚Homöopathie‘ und erwähnte ihn zum ersten Mal! Hier entstand das grundlegendste Werk in der Homöopathie, das Organon der Rationellen Heilkunde, das er 1810 in Dresden publizierte. Ein weiteres Grundlagenwerk, veröffentlicht zwischen 1811 und 1821, wurde innerhalb dieser ehrwürdigen Mauern begonnen: Hahnemanns Reine Arzneimittellehre. Aber alles begann mit einer Reihe denkwürdiger Aufsätze. Wie Haehl es ausdrücken würde (er war Autor einer der detailliertesten Biografien Hahnemanns, die jemals geschrieben wurde):

„Seine Hauptwerke entstanden während seiner Torgauer Phase, wobei jedes Detail seines neuen Systems Gestalt annahm. In diesen Aufsätzen floss alles ein, was er während seiner Wanderzeit durch seine Arzneimittelprüfungen, sein Denken und seine Studien herausgefunden hatte. Sein ‚Fragmenta de viribus medicamentorum positivis‘ (auf lateinisch, 1805) war die erste Veröffentlichung über Einzelheiten zu 27 Arzneimittelprüfungen, einschließlich Pulsatilla, Ignatia, Aconit, Drosera und Belladonna. Dieses 2-bändige Werk gibt uns erstmalig Einblick in seine bislang nicht bekannte Prüfungsmethodik. Er liefert die Ergebnisse zu den Prüfungen von 27 Arzneimitteln, das Ergebnis von jahrelangen Experimenten an sich und seiner Familie.“

Hahnemann strebte danach, ein medizinisches System zu entwickeln, das ausschließlich auf die Anwendung von Einzelmittel in harmlosen Dosierungen und auf reiner Beobachtung, Empirie und Prüfungen beruhte. Dann erschien 1805 seine ‘Heilkunde der Erfahrung’, das in allen Belangen Vorläufer seines Organon gewesen ist. Seine weiteren Schriften von 1805, 1808 und 1809 laufen auf großartige Schriften gegen jede Art der medizinischen Behandlungsmethoden hinaus, und weshalb Similia und Einzelmittel überlegen sind und es immer sein werden.1806 signalisierte eine letzte Übersetzung, die Arzneimittellehre von Haller, das Ende von Hahnemanns erster Lebensphase: das Studium der Ansichten Anderer, und der Beginn einer neuen Phase: auf eigenen Beinen zu stehen und seine eigenen Meinungen zu bilden und zu verteidigen.

Von seinem Aufenthalt in Torgau lässt sich sagen, dass Hahnemann durch genaue und umfassende Studien letztlich eine systematische und Punkt-für-Punkt-Entkräftung jeden Elementes der antiken und mittelalterlichen Medizin darlegte, von der nur noch Einzelmittel und das Ähnlichkeitsgesetz übrig blieben. Er schaffte es, brillante Aufsätze zu verfassen, die direkt zum Organon führten, das eine detaillierte Erläuterung des gesamten konzeptuellen und praktischen Bereiches der Homöopathie darstellt.

Es ist eine erstaunliche Tatsache, dass in der jüngsten Vergangenheit Dokumente gefunden wurden, die zweifelsfrei beweisen, dass das Gebäude Pfarrstraße 3 in Torgau tatsächlich das Haus von Dr. Samuel Hahnemann und seiner Familie war. Dies und die Tatsache, dass die historische Bausubstanz des Gebäudes und seines Interieurs immer noch existierte, half dabei, die Abrissbirne von dem Haus fernzuhalten. Auf der anderen Seite befand es sich in einem fortgeschrittenen Prozess der Verwahrlosung.

Heute

Lassen Sie uns deshalb ins Ende des 20. Jahrhunderts beamen und die jüngste Geschichte des Hahnemannhauses verfolgen: In den frühen 1990er Jahren war der Zustand des Hauses absolut trostlos:

Aber nun, da das Gebäude als historisch anerkannt war, wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Von 1992–2007 wurde das Haus komplett renoviert. Wenn man Fotografien von vorher und nach den neuesten Baumaßnahmen miteinander vergleicht, kann man erahnen, wie viel Fachwissen und Finanzen da hineingesteckt werden mussten.

Das Beste daran: Nachdem Dr. Hahnemann Torgau verlassen hatte, wurde das Haus teilweise umgebaut. Und eines der Projektziele war, den architektonischen Zustand des Gebäudes zu seiner Zeit wiederherzustellen – wo es jetzt noch möglich war. Der erste Schritt war der, die Wendeltreppe vor dem Einsturz zu bewahren. Der Turm mit der Wendeltreppe ist ein Anbau zum eigentlichen Gebäude und er wurde im 16. Jahrhundert erstellt. Den Zugang bildet ein Rundbogenportal aus der Hochrenaissance. Senkungen im Fundamentbereich führten zu einer Neigung des Turmes. 10 cm breite Risse in der Sandsteinkonstruktion der Treppe und deren Mantel mussten behandelt werden. Ein desolater Seitenflügel aus dem 19. Jahrhundert wurde abgetragen. Die Renovierung setzte sich bis 2007 fort und erst kürzlich wurde der Hof neu angelegt. Wir werden bei Weitem nicht alles ausführen, was an dem Haus ausgebessert werden musste, aber die auffallendsten Angriffsstellen waren:

Konstruktive Sicherung und äußere Instandsetzung des gesamten historischen Gebäudes, die alle tragenden Wände, Decken und Dach sowie Fassaden umfassten.

• Die zwei Geschosse hohe Mittelwand musste unterfahren werden, um die Lastabtragung auch in Zukunft zu gewährleisten.
• Teile des Daches aus dem Jahre 1486 wurden gerettet.
• Die Hauseingangstüre an der Westseite mit ihrem Sandsteingewände aus dem 19. Jahrhundert wurde wieder als Zugang zu Hofraum und Garten geöffnet.
• Das alte Torhaus wurde abgetragen und eine neue Einfahrt geschaffen.
• Für eine neue Treppe, behindertengerechte Zugänge zu den Etagen und haustechnischen Anlagen war außerhalb des historischen Baues Raum zu schaffen.

Einen Schwerpunkt bei der Herrichtung der Innenräume bildeten die funktionellen Anforderungen der geplanten öffentlichen Nutzung bei gleichzeitiger Restaurierung und gestalterischer Einbindung der wertvollen Decken- und Wandmalereien in den historischen Räumen.

Wenn wir das Haus durch die Türe vom Hof betreten, sind wir in der Saalstube mit dem Raumteiler zur Küche. Rußspuren an den Wänden zeugen von der früheren Nutzung. Wände und Decke wurden abgestützt und die Eingangstüre an ihrer ursprünglichen Stelle wieder eingesetzt. Das bereits zu Hahnemanns Zeit vorhandene Gewölbe wurde in die neue Raumstruktur integriert und wird als Regal genutzt.

Im Eingangsbereich wurde ein Teil durch eine Glasfront vom Eingangsbereich abgetrennt. Von hier aus wurden ab 2007 die Forschungs- und Lehrtätigkeiten des 2003 gegründeten Internationalen Homöopathiekolleg Torgau e. V. koordiniert, welches sich um die Belange des Hauses kümmerte, landesweit und international Kontakte pflegte, Publikationen herausbrachte, Besucher begrüßte und informierte, Veranstaltungen organisierte und die stetig wachsende Bibliothek überwachte.

Der benachbarte Raum musste ebenso baulich gesichert werden. Die Sandsteinportale zum Keller und zur Treppe und die Tür zum Garten prägen diesen Raum. Hier wurde eine kleine Ausstellung eingerichtet, die Besuchern und Schulklassen homöopathisch angewandte Naturgesetzte näherbringen soll.

Historische Ausstellungen sollen die geschichtliche Bedeutung des Hauses unterstreichen. Der nordöstlich gelegene Raum wurde von Dr. Samuel Hahnemann wahrscheinlich zur Lagerung von Materialien genutzt. Er blieb seit 1485 unverändert.

Im Eingangsbereich wurde ein Teil durch eine Glasfront vom Eingangsbereich abgetrennt. Von hier aus wurden ab 2007 die Forschungs- und Lehrtätigkeiten des 2003 gegründeten Internationalen Homöopathiekolleg Torgau e. V. koordiniert, welches sich um die Belange des Hauses kümmerte, landesweit und international Kontakte pflegte, Publikationen herausbrachte, Besucher begrüßte und informierte, Veranstaltungen organisierte und die stetig wachsende Bibliothek überwachte.

Wenn wir über die Wendeltreppe in den 2. Stock kommen, betreten wir das Wohnzimmer der Familie Hahnemann. Diese Art der Türen und Beschläge gab es hier bereits zu Hahnemanns Zeiten.

Ein weiteres großes Wohnzimmer in barocker Erscheinung und mit alter Stuckdecke ist der größte nutzbare Raum dieses Hauses und ist als Seminarraum gedacht. Der Abriss des alten Treppenhauses erlaubte die erneute Installation weiterer Fenster, was die ursprünglichen Lichtverhältnisse wieder herstellte. Teile des Holzfußbodens konnten erhalten werden. Und so können sich Besucher hier auf denselben Balken bewegen, auf denen der Begründer der Homöopathie ging.

Im Südosten gibt es ein weiteres früheres Wohnzimmer. Wir sehen bemerkenswerte Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurden freigelegt, ergänzt und konserviert. Der Renaissance-Stil blieb erhalten.

Im Dachgeschoss, welches das Internationale Homöopathiekolleg nach dem Einzug wieder nutzbar gemacht hat, wurden Toiletten, eine kleine Teeküche und zwei Studierzimmer für Dozenten liebevoll – teils mit historischem Baumaterial wie Lehm und historischem Kalk – hergestellt.

Nachdem Dr. Hahnemann Torgau für immer verlassen hatte, gab es hier für die nächsten 200 Jahre ein ,homöopathisches Vakuum’. Erst mit der Gründung des Internationalen Homöopathiekollegs Torgau e. V. kehrte die Homöopathie am 30. August 2003 in die Stadt zurück. Ab Oktober 2007 bis 2014 war es in der Pfarrstraße 3, dem früheren Haus von Dr. Hahnemann, untergebracht.

Ab 2007 wurde es das Hahnemannhaus, ein Ort internationalen Austausches für Homöopathen und für homöopathische wissenschaftliche Forschung. Um der Homöopathie zu weiterer Verbreitung zu verhelfen, war es zwingend notwendig, dass kontinuierlich und auf höchstmöglichem Niveau neue homöopathische TherapeutInnen herangebildet werden. Der Lehrbetrieb am Internationalen Homöopathiekolleg Torgau hat am 12. September 2003 mit dem ersten 3-jährigen Ausbildungskurs für klassische Homöopath(inn)en begonnen. Gearbeitet wurde nach den Kriterien der bundesweit einheitlichen Ausbildungsrichtlinien der Stiftung Homöopathiezertifikat. Jedes Jahr begann ein neuer Ausbildungskurs. Ebenso wurden für die stetig wachsende Zahl von KollegInnen im regionalen und nationalen Bereich Fortbildungen zu wesentlichen Schwerpunkten der homöopathischen Praxis angeboten. Der internationale Charakter unseres Kollegs zeigte sich unter anderem:
• durch Fortbildungsseminare mit ausländischen Gastdozenten,
• durch die Teilnahme von ausländischen Ärzten am ersten Ausbildungskurs,
• durch gemeinsame Publikationen mit Kollegen aus verschiedenen Ländern.

Der Verein pflegte Kontakte zu gleichgesinnten Einrichtungen wie z. B. der Stiftung Homöopathiezertifikat, dem ProLeben- Verbund, Homöopathie ohne Grenzen e. V., der Hahnemannia, der Robert-Bosch-Stiftung, dem Verband Klassischer Homöopathen Deutschlands und zahlreichen internationalen homöopathischen Einrichtungen. Unter anderem wurden regelmäßig im Rahmen von Seminaren die von Hahnemann eingeführten Verreibungen praktiziert. Ebenfalls wurden homöopathische Arzneimittelprüfungen unter Leitung der Dozenten durchgeführt.

Um den Tourismus zu fördern, brachte das Kolleg einen reich bebilderten Reiseführer heraus. Der Reiseführer folgt den Spuren der Homöopathie, die Samuel Hahnemann vor 200 Jahren begründete. Im Ursprungsland seiner Lehre treffen wir auf eine Vielzahl interessanter Personen, Ereignisse und Orte. Vergangenes begegnet Gegenwärtigem und lässt uns fragen, warum die Homöopathie nicht nur die Zeiten überdauerte, sondern auf der Stufe zu einer Renaissance steht. Nun – eine solche Ausbildungsstätte fernab von anderen großen Städten zu führen, ist ziemlich schwierig. Für viele Studenten war Torgau zu weit abgelegen und da in Sachsen viele Menschen die Arbeitslosigkeit getroffen hat, sind die Kosten für eine homöopathische Ausbildung für viele zu hoch.

So kam es, dass am 23. Mai 2014 die Liquidierung über den Verein hereinbrach. Dies war das Ende. Das wäre auch erneut das Ende der Homöopathie in diesem einzigartigen Haus, in dem Dr. Samuel Hahnemann diese medizinische Methode und sein Organon entwickelt hat.

Um dieses historische Gebäude, das für die Medizingeschichte der Homöopathie sehr wichtig ist, für homöopathische Belange zu retten, wurde 2014 ein neuer Verein gegründet. Die treibende Kraft hinter dem Ganzen ist Frau Carola Scheuren, die zusammen mit einigen Homöopathen das Hahnemannhaus wieder zur einem Ziel für internationalen Tourismus zu machen. Die Stadt Torgau brachte ihr Wohlwollen in die Gründungsversammlung des Internationalen Hanemannzentrums zum Ausdruck und begrüßte den Fortbestand der Homöopathie im Hahnemannhaus.

Leider wechselte die politische Spitze in Torgau, und das IHZT musste das Hahnemannhaus am 30.06.2016 verlassen – aber wir machten weiter. In unmittelbarer Nähe des Hahnemannhauses bezogen wir, dank Herrn Schumann, zwei große Räume, in denen wir unsere Ausstellung über Samuel Hahnemann etablieren konnten. Auch einige Fachseminare können wir in diesen Räumen durchführen.

Jedes Jahr am 10. April feiern wir – nun schon zum 5. Male – mit unseren internationalen Freunden den Geburtstag von Samuel Hahnemann, und in jedem Jahr konnten wir bei der Zeremonie neue Ausstellungsexponate präsentieren (die TZ berichtete).

Das Highlight unserer Veranstaltungen war aber sicherlich 2019 eine große internationale, gut besuchte Konferenz.

Nun aber zeichnen sich neue Wege für den Verein und die Ausstellung ab, aber davon später mehr.

Wenn Sie ihre Zeit, Ideen und Wissen teilen möchten, wenn Sie ein aktiver Teil des Internationalen Hahnemannzentrums werden möchten, entscheiden Sie sich für eine aktive Mitgliedschaft. Wenn Sie den Verein finanziell unterstützen möchten, entscheiden Sie sich für eine passive Mitgliedschaft. Wir freuen uns über jede Unterstützung.

Wenn sich die homöopathische Gemeinschaft bewusst wird, welch einmalige historische Gelegenheit sich hier bietet, dann wird sich von jetzt an etwas außerordentlich Wunderbares entwickeln.

Referenzen:

Jürgen Herzog: Samuel Hahnemann — Seine Lebensstationen Schildau und Torgau

Bernd Blume, Anita Baier, Karl-Heinz Lange: The City of Torgau

Peter Morell: A Brief Biography of Samuel Hahnemann

Richard Haehl: Samuel Hahnemann — Sein Leben und Schaffen 

Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 01/2011